Richtig trainieren für mehr Sicherheit in der Krise
Stell dir vor: Max, ein Deutsch-Kurzhaar, verletzt sich während einer Nachsuche an der Vorderpfote. Sein Mensch, Mario, reagiert ruhig, kontrolliert die Wunde, reinigt sie sorgfältig und legt einen Pfotenverband an. Max bleibt entspannt liegen – kein Zappeln, kein Widerstand, kein Stress. Warum? Weil die beiden genau diese Situation bereits oft gemeinsam geübt haben.
Regelmäßiges Erste-Hilfe-Training mit deinem Hund macht in Notlagen einen großen Unterschied – für dich und dein Tier.
Da das Thema sehr umfangreich ist, besteht dieser Beitrag aus zwei Teilen.
Was bedeutet Erste-Hilfe-Training beim Hund?
Es geht darum, gezielt Maßnahmen zur Erstversorgung einzuüben – damit dein Hund in stressigen Momenten ruhig bleibt und sich von dir (oder anderen Helfern) problemlos versorgen lässt. Statt Unsicherheit und Panik kannst du so mit Routine und Sicherheit reagieren.
Wichtig: Beende jede Übungseinheit rechtzeitig – bevor Stress oder Unruhe bei dir oder deinem Hund auftreten.
1. Eigenschutz geht vor
Bevor du hilfst, sorge dafür, dass du selbst geschützt bist – denn ein verletzter Hund kann panisch reagieren.
Trainiere deshalb:
Sicheres Anlegen eines Maulkorbs oder einer improvisierten Maulschlinge
Ruhiges Halten und Fixieren des Hundes
Diese Grundlagen helfen dir, im Ernstfall schnell und sicher zu handeln.
2. Augenpflege üben
Berühre sanft die Augenpartie deines Hundes
Übe das vorsichtige Öffnen der Lider – wichtig zum Tropfen
Reinige die Augenlider mit einem weichen, fusselfreien Tuch – immer von innen nach außen
Führe Tropfen und Salben behutsam ins Training ein – erst später wirklich anwenden, und dann idealerweise körperwarm
3. Ohren richtig anfassen und reinigen
Gewöhne deinen Hund daran, dass du seine Ohren berührst und massierst
Übe, dass er den Kopf dabei ruhig hält
Reinige sanft mit einem weichen Tuch oder Pad – keine Wattestäbchen!
Ohrreiniger erst einsetzen, wenn dein Hund entspannt bleibt
4. Maul, Zähne & Zahnfleisch untersuchen
Hebe regelmäßig die Lefzen an und öffne vorsichtig das Maul
Gewöhne deinen Hund an Berührungen an Zähnen, Zahnfleisch und Kiefer
Übe sanft mit Zahnbürste oder Fingeraufsatz
Nur hundetaugliche Zahnpasta verwenden – menschliche Produkte sind oft giftig für Hunde
5. Fellpflege stressfrei gestalten
Starte mit kurzen Einheiten und den passenden Bürsten
Besondere Vorsicht bei empfindlichen Stellen
Kein übermäßiges Baden – das schadet mehr als es nutzt
Lobe deinen Hund regelmäßig für seine Geduld
6. Pfoten & Krallen
Berühre täglich alle Pfoten – inklusive Zwischenräume
Übe das Reinigen nach Spaziergängen mit feuchten oder trockenen Tüchern
Gewöhne deinen Hund auch an Pflegeprodukte an den Pfoten
Kürze die Krallen vorsichtig – nur in kleinen Schritten
Feilen verhindert scharfe Kanten
Besonders bei hellen Krallen ist das Leben gut sichtbar – bei dunklen besser vorsichtig tasten
Typische Pfoten-Verletzungen:
Glassplitter, scharfe Steine, Metall
Abgerissene Krallen durch Hängenbleiben – oft bei zu langen Krallen
Sofortmaßnahmen:
Blut stoppen (Tuch & blutstillendes Puder)
Wunde spülen (0,9 % Kochsalzlösung)
Verband anlegen
Bei Schmerzen oder tiefen Wunden: Tierarzt
7. Wundversorgung & Verbände trainieren
Wundreinigung üben:
Spritze lauwarmes Wasser mit einer Kanülen-freien Einmalspritze über bestimmte Körperstellen
Wische mit feuchtem Tuch oder Pad über duldbare Stellen – langsam erweitern
Desinfektion folgt später im Training
Verbände gewöhnen:
Starte mit leichten, lockeren Stofftüchern
Übe an verschiedenen Körperstellen (z. B. Gliedmaßen, Ohren, Rute)
Nutze elastische Binden, locker gewickelt
Tragezeit schrittweise steigern – immer mit Lob und Geduld
8. Schnitt- & Bisswunden erkennen und versorgen
Sofortmaßnahmen:
Blutung stoppen: Steriler Mull oder sauberes Tuch auflegen und sanft drücken
Wunde reinigen: Kochsalzlösung verwenden
Desinfektion: Nur schmerzfreie Mittel verwenden
Verband: Sterile Kompresse + elastische Fixierung
Tierarzt: Bei tiefen, entzündeten oder infektionsgefährdeten Wunden – besonders nach Bissen
9. Knochenbrüche – schnell richtig handeln
Typische Ursachen: Stürze, Verkehrsunfälle, Zusammenstöße
Erste Hilfe:
Bewegung vermeiden: Hund beruhigen und ruhig lagern
Schiene anlegen: Seitlich an der Bruchstelle stabilisieren – niemals selbst richten!
Transport: Auf stabiler Unterlage (z. B. Decke)
Tierarzt: Sofort – Brüche sind immer ein Notfall
Fortsetzung folgt in Teil 2.
Dort geht es unter anderem um lebensbedrohliche Notfälle wie Hitzschlag, Magendrehung oder Atemstillstand.