Die Hundenase ist ein erstaunliches Sinnesorgan: Sie richtet ein spezialisiertes Rezeptorsystem auf Gerüche, die für uns Menschen oft nicht wahrnehmbar sind. Polizei- und Rettungshund, Drogen- oder Sprengstoffspürhunde sowie medizinische Assistenzhunde zeigen eindrücklich, wie vielfältig und nützlich ihre Nase im Einsatz sein kann.
Hundenase vs. Menschennase – Fähigkeiten im Vergleich
Hunde nehmen Gerüche differenzierter und in viel größerer Tiefe wahr. Während Menschen Gerüche eher als »Ganzes« erkennen, können Hunde einzelne Komponenten eines Geruchs separieren und sogar Konzentrationsunterschiede erkennen – etwa im übertragenen Sinne gedacht: wie stark gesalzen oder gewürzt eine Suppe ist. Manche speziell trainierten Hunde können erkennen, ob in einer »Gemüsesuppe« mehr Salz oder Pfeffer ist – das ist ein gutes Beispiel für feine Diskriminationsleistung.
Wie funktioniert die Hundenase?
- Geruchsrezeptoren in der Nase nehmen Duftmoleküle auf; durch spezielle anatomische Merkmale (z. B. Riechschleimhaut, Nasenmuscheln) entstehen strömungsoptimierte Pfade für die Luft.
- Hunde atmen beim aktiven Suchen ca. 300-mal pro Minute (Ein- und Ausatmung) – das ermöglicht permanente Duftproben.
- Durch neuronale Verarbeitung in Riechzentrum und Gehirn entstehen sehr feine Geruchsprofile, die mit Gedächtnisinhalten verknüpft werden.
Feine Nase – welche Fähigkeiten hat die Hundenase?
- Trennung und Identifikation von Geruchsbestandteilen (z. B. einzelne Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln)
- Quantitative Wahrnehmung: Abschätzen von Konzentrationen
- Spurverfolgung (individueller menschlicher Geruch über Zeit und verschiedene Untergründe)
- Unterschieden werden können sehr ähnliche Substanzen oder Mischungen, wenn der Hund dafür trainiert ist.
- Fähigkeit, Gerüche trotz Überlagerung zu erkennen (sog. Geruchsseparation)
Einsatzgebiete der Spürhunde
- Sprengstoffspürhunde: Auffinden von Sprengstoffen an Flughäfen, Bahnhöfen, bei herrenlosen Koffern; manchmal entscheidet ihr Treffer mit über Leben und Tod.
- Drogenhunde: Aufspüren illegaler Substanzen in Fahrzeugen, Gepäck, Gebäuden
- Personensuchhunde – Mantrailer – Trümmersuchhunde: Auffinden von vermissten Personen, Absuchen von Fluchtwegen der Täter, Suche in Trümmern nach Erdbebenopfern
- Medizinische Assistenzhunde: Erkennung von Unterzucker (Diabetikerhunde), in der Forschung auch Krebs- und Infektionsdetektion
- Sicherheitsaufgaben: Absuchen von Veranstaltungen, Gebäudekomplexen, Gepäckstücken
Maskierung und Ablenkung beim Training / im Einsatz
Feinde der sicheren Suche sind starke, attraktive Gerüche (z. B. leckere Wurst oder verlockendes Fleisch), die das Suchobjekt überdecken sollen. Das Training lehrt die Hunde, das Zielgeruchsprofil trotz konkurrierender Gerüche zu finden – das ist Teil der Generalisierung.
Auswahl, Eignung und geeignete Rassen
- Nicht jeder Hund eignet sich. Wesentliche Eigenschaften: ausgeprägter Spiel- und Beutetrieb, Mut, Unempfindlichkeit gegenüber Lärm und gewissen Umwelteinflüssen, Ausdauer, Lernfreude, Sozialverträglichkeit.
- Häufig eingesetzte Rassen: Deutsche Schäferhunde, Belgische Schäferhunde, Labrador Retriever, je nach Aufgabe.
- Alter & Beginn der Ausbildung: Die erste Grundausbildung ist bereits ab ca. 10 Wochen möglich. Ob ein Hund langfristig geeignet ist, kann man oft erst mit ungefähr einem Jahr sicher beurteilen.
Ausbildung & Trainingsmethoden
- Scent-Imprinting: Das Suchobjekt wird mit einem Duft konditioniert (z. B. kleines Röhrchen oder Stück Material mit Sprengstoffgeruch).
- Belohnungsbasiertes Training: Klicker-Bestätigung für korrektes Verhalten, Spiel- oder Futterbelohnung (z. B. Beißwurst) als primäre Verstärker.
- Tägliches Training und wiederkehrende Prüfungen halten die Fähigkeiten scharf.
- Varianten des Trainings: Line-ups, Blindproben, Suche in realistischen Umgebungen (Fahrzeuge, Gebäude, Trümmer), Ablenkungsgerüche, Zeitdrucksituationen
- Material: Für Übungen stehen verschiedene (meist ungefährliche, standardisierte) Übungsstoffe bzw. geschützte Proben zur Verfügung; im professionellen Umfeld werden sichere Substanzen verwendet, oft in gekapselter Form.
Arbeitsbedingungen, Belastung und Pausen
Während intensiver Suchphasen atmen Hunde sehr häufig – das ist anstrengend. Deshalb sind feste Suchzeiten und Pausen wichtig: nach etwa einer halben Stunde intensiver Suche (bei älteren Hunden eventuell nach bereits 15 Minuten) sollte Erholung folgen. Hier wird auf Ermüdungszeichen, Temperatur und Stresszeichen geachtet.
Praktisches Beispiel – »Xeno« (Ablauf)
- Xeno legt sich vor die Box und zeigt mit der Nase auf die richtige Box (Ruhe- bzw. Anzeigeverhalten).
- Trainer klickt bei richtiger Reaktion (Klicker) und gibt am Ende des Trainings die Beißwurst oder ein Spielzeug als Belohnung.
- Routine beim Spürhund: Verstecken von Röhrchen etc. mit Zielgeruch, suchen lassen, klicken/belohnen, Variation der Verstecke, Steigerung der Ablenkungen.
Besondere Hinweise & Ethik
- Nicht mechanisch ausbeuten: Gute Ausbildung achtet auf Hundewohl – angemessene Pausen, tierärztliche Betreuung, psychische Gesundheit.
- Nicht jeder Treffer ist eindeutig: Entscheidungen und Folgekontrollen der Begleiter, der Fachteams (z. B. Probenentnahme) sind wichtig, bevor operative Maßnahmen folgen.
- Vielfältige Aufgaben: Neben Sprengstoffen und Drogen arbeiten Hunde auch in medizinischen Bereichen (z. B. Diabetikerhunde) und in der Forschung zur Geruchserkennung.
Kurz gesagt
Die Hundenase ist hochspezialisiert – kombiniert mit systematischem Training, guten Selektionskriterien und verantwortungsvollem Handling kann ein Hund zu einer zuverlässigen Einsatzkraft heranwachsen. Ob medizinische Assistenz, Sprengstoff- oder Spurensuche: »Immer der Nase nach« ist mehr als ein Spruch – es ist die Basis für lebensrettende Arbeit!
Weitere Information:
Internationale Rettungshunde Organisation: www.iro-dogs.org/die-superkraft-hundenase
Planet Wissen: www.planet-wissen.de/natur/haustiere/hunde/pwiepolizeihunde100.html
Deutsche Diabetes-Hilfe: www.diabetesde.org/ueber_diabetes/therapie_bei_diabetes/diabetes_spuerhunde



